Beine sind
zum Tanzen da!
DDie periphere arterielle Verschlusskrankheit
Bewegungsfreiheit ist Lebensqualität. Ist sie plötzlich eingeschränkt, weil
jeder Schritt schmerzt, sollte man unbedingt zum Arzt gehen, denn häufig steckt eine
Durchblutungsstörung in den Beinen dahinter. Wird die periphere arterielle
Verschlusskrankheit – PAVK –, im Volksmund auch „Schaufensterkrankheit“ genannt,
rechtzeitig erkannt, können Folgekomplikationen vermieden werden
–PAVK – ist eine Durchblutungsstörung
der Beine und, seltener,
auch der Arme. „Peripher“ meint die
äußeren Gliedmaßen, „arteriell“, dass
die vom Herz kommenden Blutgefäße,
die Arterien, betroffen sind – und
langsam undurchlässig werden. In
Deutschland leiden etwa 4,5 Millionen
Menschen darunter, Männer
häufiger als Frauen. In einem gesunden
Gefäßsystem werden Muskeln,
Haut und Nervengewebe der äußeren
Extremitäten über das Blut in den
Arterien mit genügend Sauerstoff und
Nährstoffen versorgt. Dadurch sind
wir in der Lage zu tanzen, spazieren
zu gehen oder Berge zu besteigen.
Ist diese Versorgung aufgrund von
Verengungen oder Verschlüssen der
Arterien gestört, kommt es zu krampfartigen,
später stechenden Schmerzen,
die immer häufiger zu Gehpausen
zwingen. Deshalb nennt man
die Erkrankung im Volksmund auch
„Schaufensterkrankheit“, denn Betroffene
neigen dazu, vor jeder Auslage
stehen zu bleiben, um sich etwas
Erholung zu gönnen und ihre Einschränkung
„zu verstecken“. Bleibt
sie unbehandelt, können vermehrte
Schmerzen, Wundheilungsstörungen
bis hin zu Amputationen die Folge
sein. Deshalb ist es so wichtig, dass
die PAVK frühzeitig diagnostiziert
und behandelt wird.
Anfangssymptome oft unbemerkt
Das Tückische an der Durchblutungsstörung
ist, dass die ersten Stadien
häufig kaum Beschwerden verursachen.
Wenn die ersten typischen
krampfartigen Schmerzen im Bein
auftauchen, suchen weniger als die
Hälfte der über 65-Jährigen den Arzt
auf. Denn in vielen Fällen werden die
Symptome als orthopädisches Problem,
als Gelenkarthrose oder Muskelüberlastung
fehlgedeutet.
Die Schaufensterkrankheit
verschlechtert sich in Stufen
Die PAVK wird in vier Stadien unterteilt:
Im Stadium I wird die Gefäßerkrankung
häufig nur per Zufallsbefund
diagnostiziert – denn sie macht
sich durch gelegentlich kalte Beine
oder Potenzstörungen bei Männern
bemerkbar. Das ignorieren viele. Stadium
II zeichnet sich durch krampfartige
Schmerzen in den Waden bei
längeren Gehstrecken aus, die nach
kurzer Ruhepause wieder verschwinden.
In Stadium IIa liegt die mögliche
Gehstrecke noch über 200 Meter, in
Stadium IIb bereits darunter. In Stadium
III treten die Schmerzen auch
im Ruhezustand auf. In Stadium IV ist
das Gewebe bereits sichtbar geschädigt.
Es kommt zu Wundheilungsstörungen
und Absterben von Gewebe,
was im schlimmsten Fall sogar Amputationen
notwendig machen kann.
Wie entstehen die Gefäßengstellen?
Bei über 90 Prozent der Patienten mit
PAVK ist die Arteriosklerose die Ursache.
Diese entsteht durch degenerative
Veränderung der Arterienwände.
Ursachen sind Einlagerungen von Fett,
Cholesterin und anderen Substanzen,
die zu Verkalkungen in den inneren
Wandschichten der Arterien führen
können. Dadurch kommt es zu einer
Verdickung der Gefäßwände, zu Verengungen
des Gefäßinnenraumes und
schließlich zu dessen Verschluss. Nur
bei einem kleinen Anteil der Patienten
liegen andere Ursachen für eine
PAVK vor, wie Gefäßentzündungen,
rheumatische Erkrankungen, Embolien
oder Gefäßverletzungen. Da
die Arteriosklerose
eine Erkrankung
aller Arterien des Körpers ist, haben
Patienten mit PAVK auch ein erhöhtes
Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Die wichtigsten Risikofaktoren
sind Nikotin, Bluthochdruck, Diabetes
und erhöhte Blutfette.
Erste Diagnostik: Blutdruckmessung
Besteht Verdacht auf eine PAVK, wird
der Arzt zunächst eine vergleichende
Blutdruckmessung an Oberarm und
Fußknöcheln vornehmen und so den
sogenannten Knöchel-Arm-Index
bestimmen. Ein relativ zu niedriger
Blutdruck am Fußgelenk spricht für
die Gefäßerkrankung. Die Untersuchung
wird entweder mithilfe eines
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Medizin aktuell
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