DDas Jungfraujoch in den Berner Alpen ist beliebt: Fast
eine Dreiviertelmillion Besucher kommen jährlich – denn
Europas
höchstgelegene Bahnstation auf etwa 3.454 Metern
über dem Meeresspiegel ist bequem zu erreichen, und
der Panoramablick auf die Viertausender rundherum ist
fantastisch. Nur wenige wissen, dass der Bahntunnel Basis
eines faszinierenden Forschungsprojekts ist. Hier ist Physikern
und Geologen der Universität Bern eine Sensation
gelungen: Erstmals können sie „Durchleuchtungsbilder“
eines Gletschers erzeugen, die ihnen Aufschluss über sein
Fließverhalten und die Folgen aufs Gesteinsbett geben.
Der Bahntunnel liegt fast genau unterhalb des Eigergletschers
und bietet ideale Bedingungen für die Installation
spezieller Kameras. Der Clou: Sie nehmen kein Licht auf,
sondern Myonen. Das sind unsichtbare kosmische Elementarteilchen,
die in der Atmosphäre entstehen, auf die
Erde zurasen und dabei Fels und Gestein durchdringen. Im
Bahntunnel treffen sie letztendlich auf die „Kamera-Sensoren“
– mit Silberbromidgel beschichtete Detektoren – und
hinterlassen dort mikroskopisch feine Spuren. Am Computer
kann daraus ein 3-D-Bild errechnet werden – quasi
eine Röntgenaufnahme des Gletschers. Die Forschergruppe
unter Leitung von Professor Fritz Schlunegger (Geologie)
und Professor Antonio Ereditato (Teilchenphysik) konnte
auf diese Weise auch sehen, dass die Stabilität des vom
Gletscher gestützten Felsens, auf dem die Gebäude des
Jungfraujochs stehen, noch absolut sicher ist. Doch auf lange
Sicht kann die allgemeine Eisschmelze den Untergrund
destabilisieren. Auf diese Herausforderung
können sich die
Ingenieure nun frühzeitig vorbereiten, damit die Touristen-
attraktion der Berner Bergwelt noch lange erhalten bleibt. •
Spezielle Kameras (Detektoren) im Jungfraubahntunnel liefern
Durchleuchtungsbilder von Eigergletscher und Felsenumfeld
Fotos: © Mber/fotolia, ©Bundesamt für Landestopographie, swisstopo