Der Motorradfahrer hat in vieler Hinsicht
Glück: Der Not-Eingriff rettet
ihm das Leben. Gleichzeitig hatte der
Radiologe auf den Bildern noch etwas
anderes entdeckt – einen bisher nicht
bekannten Lungentumor, der im UKE
nun auch weiter abgeklärt werden
kann. Professor Adam: „Die Erkennung
sogenannter Nebenbefunde ist
eine wesentliche Aufgabe des Radiologen.
Er konzentriert sich nicht nur
auf eine bestimmte Fragestellung,
sondern geht immer den gesamten
Bilddatensatz auf weitere verdächtige
Auffälligkeiten durch.“
Dem Tumor auf der Spur
Doch nicht nur in der Notfallversorgung,
auch in der Diagnostik und Therapie
von Krebserkrankungen spielen
die Radiologie und ihre digitalen
Wege eine zentrale Rolle. Im UKE stehen
jede Woche über 20 Tumor-Konferenzen
an: Bösartige Erkrankungen,
beispielsweise im Magen-Darm-Bereich,
in der Leber oder Lunge, werden
dort von verschiedenen Fachärzten
besprochen. Zu jedem Patienten zeigt
der Radiologe aktuelle Bilder dessen
Tumors auf einem Bildschirm – dazu
die Historie. Alle Beteiligten können
sehen: Ist er größer oder kleiner
geworden? Kann operiert werden
oder muss der Patient zunächst eine
Chemotherapie erhalten? „Diese
Entscheidungen sind oft abhängig
von bildgebenden Untersuchungen“,
so Professor Adam.
Radiologen sind auch Ansprechpartner
für Patienten. So wird jede
Mammografie zur Früherkennung
von Brustkrebs mit der untersuchten
Frau besprochen. Einem auffälligen
Befund geht der Radiologe ebenfalls
selbst nach: Bei lokaler Betäubung
der Region entnimmt er mithilfe von
Biopsienadeln schonend Gewebeproben,
die er zur feingeweblichen
Untersuchung ins Labor schickt.
Medizinphysiker haben vielfältige
Aufgaben in der Radiologie
Zum Radiologen-Team gehören auch
speziell ausgebildete Medizinphysiker.
Sie sorgen dafür, dass die Geräte
entsprechend den gesetzlichen Vorschriften
funktionieren, betrieben
werden und die Strahlendosis für
die Patienten immer so gering wie
möglich ist. Darüber hinaus tragen sie
zur technischen, meist computergestützten
Innovation in der Radiologie
bei. Michael Kaul forscht zum Beispiel
am UKE im Bereich der Magnetresonanztomografie.
„Für Schwerkranke
ist die Untersuchung in der Röhre
eine große Belastung. Ich versuche,
das MRT-Gerät daher so einzustellen,
dass in einem kürzeren Zeitraum
genauso aussagekräftige Bilder wie
bisher entstehen.“ Gleichzeitig tüftelt
Kaul an neuen Messprogrammen, die
so präzise Bilder liefern, dass in Zukunft
bei immer mehr Untersuchungen
auf die Gabe von Kontrastmitteln
verzichtet werden kann. Denn nicht
alle vertragen die Mittel gleich gut,
etwa Menschen mit Nierenerkrankungen.
Permanenter Fortschritt zum
Wohle des Patienten. MTRA Silvia
Zimmermann bekräftigt: „Die Radiologie
ändert sich ständig, wir sind
immer auf dem neuesten Stand – das
macht den Beruf extrem spannend!“•
Notfall: Ein Schwerverletzter
wird in einen CT-Scanner
geschoben (r.). Sekunden
später können die Radiologen
die Aufnahmen (oben) mit
dem Ärzteteam besprechen
Fotos: © Nikada/istock, © Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) 1/2018 DURCHBLICK 15