Geschichte der radiologie
Ein lebendiges
Denkmal
Im Jahr 1845 wurde der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen in Lennep
RRöntgenstadt nennt sich Lennep
im Bergischen Land geboren. Das Fachwerkhaus, in dem er zur Welt kam, steht
bis heute am Rand der Altstadt. Derzeit wird es aufwendig saniert
selbst. Die einstige Tuchmacherstadt,
die seit 1929 zu Remscheid gehört,
ist stolz auf ihren berühmten Sohn
Wilhelm Conrad Röntgen, der 1895
in Würzburg jene Strahlen entdeckte,
die seinen Namen tragen. Sie revolutionierten
die medizinische Diagnostik
und machten den Mann aus dem
Bergischen Land, der 1901 als Erster
den Nobelpreis für Physik erhielt, in
der ganzen Welt bekannt.
Die malerische Altstadt mit engen
Gassen ist geprägt von Fachwerkhäusern
– viele im Stil des „Bergischen
Dreiklangs“: weiße Fenster, grüne
Fensterläden, graue Schieferfassaden.
Eins davon ist das Haus, in dem
Röntgen am 27. März 1845 als einziger
Sohn des Tuchhändlers Friedrich
Röntgen und seiner Frau Charlotte
Constanze geboren wurde. Johann
Heinrich Röntgen, der Vater von
Friedrich, hatte es 1811 erworben und
an seine drei Söhne vererbt. Erbaut
wurde es nach einem großen Brand,
der Lennep 1746 verwüstete. Eine
Untersuchung ergab, dass das verwendete
Holz zwischen 1783 und 1785 geschlagen
wurde. 1848 zog die Familie
in die Niederlande um, Röntgen verbrachte
nur seine ersten Lebensjahre
im Haus am Gänsemarkt 1.
„Aber es bleibt der Ort, an dem Röntgen,
eine herausragende Persönlichkeit
und Ehrenbürger der Stadt, geboren
wurde“, erklärt Dr. Uwe Busch,
Direktor des nahe gelegenen Deutschen
Röntgen-Museums. „Genau das
macht das Gebäude zu etwas Besonderem“,
bestätigt Sophie Welke, die
als Architektin für die Sanierung des
Geburtshauses verantwortlich ist.
Nach den Röntgens zog eine Metzger-
familie ein, die einen Teil des Hauses
über mehrere Generationen als Verkaufsraum
nutzte – bis 1963. Ein Jahr
später wurde es von der Stadt Remscheid
gekauft, die in den 70ern dort
eine Jugendmusikschule unterbringen
wollte. Damals spielte Denkmalschutz
noch keine große Rolle. „Man
begann mit der Restaurierung, aber
da wurden eher Missstände kaschiert
als saniert“, sagt Dr. Uwe Busch. In
Altes Holz erwacht zu neuem Leben
Aus verwitterten Balken, die aus Röntgens Geburtshaus stammen,
schafft Johannes Küßner ausdrucksvolle Skulpturen
„Das Material gibt vor, was daraus wird“, sagt Johannes
Küßner. „Da steckt schon alles drin.“ Der gelernte Tischler
kam über seine Beschäftigung mit Holz als Quereinsteiger
zur Kunst. In der Altstadt von Lennep betreibt er eine kleine
Galerie. Und weil man sich kennt im Ort, fragte Architektin
Sophie Welke, ob er aus den entsorgten Original-Balken des
Röntgen-Geburtshauses
etwas machen wolle. Unbedingt!
Seit fast 20 Jahren verwendet Küßner alte Hölzer für seine
Arbeiten. „Die haben ein bewegtes Leben hinter sich“, sagt
der Künstler. Er interessiert sich auch immer sehr für Herkunft
der Balken. Wer hat in den Gebäuden gelebt? Wie wurden sie
genutzt? „Das ist richtig spannend. Ich möchte das Alte erhalten
und sichtbar machen, die Gestaltung passiert dann nach
oben heraus.“ Manche Balken sind angefault oder von
Holzwürmern angefressen. Die Spuren der Zeit sind
vor allem im unteren Teil der Kunstwerke deutlich zu
sehen. 38 Skulpturen sind aus den Röntgen-Hölzern
entstanden – 34 bis 149 Zentimeter hoch, Preis
ab 600 Euro. Sie verbinden das Vergangene des
historischen Hauses mit der Gegenwart und der
Zukunft. Wenn Sie mehr über die Skulpturen
wissen möchten: Johannes Küßner freut sich über
Ihre E-Mail an jokuessner@gmx.de
20 DURCHBLICK 1/2018