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Schreckgespenst der Schmuggler Mit hochmodernen Vollmobilen Röntgenanlagen spürt der Zoll in Lastwagen versteckte Schmuggelware auf. Schnell, flexibel – und überaus abschreckend WWas ist das für ein seltsamer Lastwagen dort hinten auf dem Autobahnparkplatz? Ein großes, weißes Ungetüm mit einem langen Arm hinten dran, wie ein einarmiger Krake. Am liebsten würde man jetzt hingehen, sich das Fahrzeug genauer anschauen, aber: Man kann nicht. Der Bereich rund um den Lkw ist abgesperrt. Es handelt sich nämlich um eine Vollmobile Röntgenanlage, kurz VMR, die der deutsche Zoll zur Kontrolle von Fahrzeugen und Containern verwendet. Die VMR ist ein Lkw-Gestell mit einem Röntgensystem und einem Detektorarm als Spezialaufbau. Wenn sie in Betrieb ist, wird rundherum ein Strahlenschutzbereich eingerichtet. Die deutsche Zollverwaltung betreibt drei VMR, sie wurden 2012 eingeführt, Kosten pro Stück „im niedrigen Millionenbereich“, wie die Pressestelle des Zolls informiert. Den bundesweiten Einsatz der Geräte planen Beamte der Generalzolldirektion in Potsdam, darunter die Juristin Mona Poppe. „Die hochmodernen Einsatzmittel werden nach risikoorientierten und einsatztaktischen Aspekten zur Schmuggelbekämpfung genutzt, insbesondere in den Bereichen Zigaretten, Waffen und Betäubungsmittel im gesamten Bundesgebiet“, erklärt Mona Poppe. „Von den Anlagen geht zudem eine hohe Präventionswirkung aus.“ Für Schmuggler stellen VMR Schreckgespenste dar, weil sie so mobil sind – anders als bei stationären Kontrollen können Kriminelle sich nicht gegenseitig warnen, nicht die Standorte mitteilen. Außerdem sind mit den VMR viel schnellere und somit auch viel mehr Kontrollen möglich, als wenn Lkw komplett entladen werden müssen. Nur 30 Sekunden braucht eine VMR, um einen Lastwagen zu scannen. Geben die Bilder keine Hinweise auf Schmuggelware oder auf mögliche Verstecke, dauert ein kompletter Kontrollvorgang insgesamt nur rund 20 Minuten: Der Lkw wird aus dem Verkehr gezogen, zur VMR geleitet, dort gescannt, die Spezialisten vom Zoll werten die Röntgenbilder aus – fertig. Ohne den Einsatz von Röntgentechnik muss bei Verdacht auf verbotene Fracht manchmal der gesamte La- deraum eines Lkw entladen werden. Und das kann einen ganzen Tag dauern – wenn es sich etwa um einen Kühltransport oder einen Tankwagen handelt, oder wenn Schüttgut wie Kohle oder Getreide an Bord ist. Zollbeamtin Mona Poppe erklärt: „Beim Entladen eines Kühltransportes muss zunächst eine entsprechende Logistik angemietet werden, zum Beispiel entsprechend temperierte Lagerräume, damit die Kühlkette eingehalten wird. Auch bei anderer Fracht ist das Entladen oft aufwendig, man braucht Kräne, Bagger, Gabelstapler und muss die Hilfe einer Spedition in Anspruch nehmen.“ •• Das Nov. 2016 DURCHBLICK  23 REPORTAGE Fotos: Zoll, Fotolia


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