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DRG Magazin 2/2017

Krankheiten erkennen, bevor sie ausbrechen SSie beschäftigen sich mit molekularer Bildgebung. Was ist das? Die meisten Menschen kennen die makroskopische Radiologie aus eigener Erfahrung. Das sind die Bilder aus der CT oder MRT oder konventionelle Röntgenaufnahmen. Sie zeigen Strukturen, die man mit dem bloßen Auge erkennen kann, etwa einen Bandscheibenvorfall. Bis vor Kurzem gab es daneben noch die mikroskopische Bildgebung. Zum Beispiel, wenn der Pathologe sich eine Gewebeprobe unter dem Mikroskop ansieht. Die molekulare Bildgebung, mit der ich mich beschäftige, ist in zweierlei Hinsicht besonders. Zum einen stellt sie noch kleinere Einheiten dar: Mithilfe von spezifischen Sonden können wir einzelne Strukturen auf der Oberfläche von Zellen markieren und diese in der Bildgebung sichtbar machen. Zum anderen macht man die Untersuchungen in vivo. Man muss also keine Gewebeprobe nehmen, sondern kann diese molekularen Strukturen direkt am Patienten untersuchen, ohne invasiven Eingriff. Wozu dient diese Bildgebung? Stellen Sie sich vor, eine Patientin wurde wegen eines Tumors operiert. Der Tumor wurde entfernt. Danach kommt sie jedes Jahr zur Nachsorge und bekommt ein CT. Auf den Bildern würde man erkennen, wenn der Tumor wieder wächst. Man hofft natürlich, dass dem nicht so ist. Im ersten bis vierten Jahr sieht man tatsächlich nichts Auffälliges im CT. Doch im fünften Jahr sieht man plötzlich eine etwa drei Zentimeter große Struktur  – offensichtlich ist erneut ein kleiner Tumor gewachsen. Dieses Rezidiv wäre also durchaus frühzeitig erkannt. Aber wir würden es gerne noch früher erkennen. Mit der molekularen Radiologie ist das möglich. Denn sicherlich waren bereits in den Jahren vor dem makroskopisch erkannten Befund im CT Tumorzellen an dieser Stelle – aber man konnte diese auf den Bildern des CT nicht sehen. Mithilfe neuer Verfahren kann man jedoch genau diese Vorstufen einer Tumorentwicklung darstellen – und könnte dementsprechend auch früher therapeutisch eingreifen. Zum Beispiel erlebt die Diagnostik und Nachsorge des Prostatakarzinoms durch den Einsatz der molekularen Bildgebung einen Durchbruch. Sie haben 2016 den Wilhelm- Conrad-Röntgen Preis erhalten, der verliehen wird für eine hervorragende wissenschaftliche Arbeit, die dem Fortschritt der Radiologie dient. Ja. In unseren Studien wollten wir zeigen, dass man mit sogenannten Nanobodies als spezifischem Kontrastmittel insbesondere kleinste Tumoren effizienter markieren kann, als es bisher in der molekularen Radiologie möglich war. Nanobodies richten sich, genau wie konventionelle Antikörper, spezifisch gegen Oberflächenmarker der Krebszellen von Tumoren. Nanobodies sind jedoch sehr klein, zehnmal kleiner als konventionelle Antikörper, die man bisher einsetzt, um Tumorgewebe zu identifizieren. Aufgrund ihrer geringen Größe können unsere Nanobodies das Gewebe viel besser passieren und insbesondere kleine Tumoren effizienter markieren. Wir konnten in unseren präklinischen Studien zeigen, dass man mit unserer Methode tatsächlich bereits einzelne Krebszellen und Tumoren sichtbar machen kann, die erst wenige Millimeter groß sind. INTERVIEW Ein Gespräch mit PD Dr. Peter Bannas, der 2016 mit dem Wilhelm-Conrad-Röntgen-Preis ausgezeichnet wurde, über die Faszination und die Möglichkeiten der Molekular-Radiologie Diese Verbindung des Technischen und des Menschlichen ist für mich der ideale Beruf •• Foto: Melina Mörsdorf 2/2017 DURCHBLICK  13


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