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DRG Magazin 1/18

RADIOLOGIE IM ALLTAG Blick in den Körper EEin Zufall revolutionierte die Medizin. Als Wilhelm Conrad Röntgen (1845–1923) an einem Abend im November 1895 mit Elektrizität experimentierte, stieß er auf eine unsichtbare Strahlung, die durch Papier ging und Kristalle zum Leuchten brachte. Seine Neugier war geweckt. Sechs Wochen später, am 22. Dezember, durchleuchtete der Physiker mit einem selbst gebauten Apparat erstmals ein menschliches Körperteil – die Hand seiner Frau Anna Bertha. Tatsächlich: Die Aufnahme machte ihr Handskelett sichtbar – das war die Geburtsstunde der Radiologie. Über 120 Jahre sind seitdem vergangen. Doch nach wie vor gehört das Röntgen bei der Erkennung einer Vielzahl von Erkrankungen und Verletzungen zur ersten Wahl. Vorwiegend wird die Technik zur Erstellung klassischer Röntgenbilder genutzt – für Untersuchungen von Knochen und Gelenken sowie des Herzens und der Lunge mittels Aufnahmen des Brustkorbs, fachlich Röntgen-Thorax genannt. Zur Beobachtung dynamischer Vorgänge wie im Magen- Darm-Bereich wird die Röntgen-Durchleuchtung eingesetzt. Doch ihre Bedeutung nimmt ab, weil mittlerweile die Begutachtung der Hohlorgane direkt mit Kamera über endoskopische Verfahren möglich ist. Und die Computertomografie (CT), die auch mit Röntgenstrahlen arbeitet, aber in einer anderen Funktionsweise, hat nur etwa zehn Prozent Anteil an allen Röntgenuntersuchungen insgesamt. Die klassische Röntgen-Diagnostik wird aufgrund der ständig verbesserten Technik – vor allem durch die Digitalisierung – immer präziser und schneller. Als die Aufnahmen noch auf Film gebannt wurden, dauerte es bis zu 15 Minuten, bis die Bilder entwickelt waren. Heutzutage erscheinen hervorragende Aufnahmen bereits nach wenigen Sekunden auf dem PC-Monitor. Auch die Strahlendosis konnte dank Computertechnik um mehr als die Hälfte reduziert werden. Röntgen ist das am häufigsten eingesetzte radiologische Verfahren – im Jahr 2014 wurde es in Deutschland 83 Millionen Mal angewendet (ohne den zahnmedizinischen Bereich), also im Durchschnitt je Einwohner etwa einmal. Computertomografie oder Magnetresonanztomografie (MRT) kamen im gleichen Jahr im Mittel nur jeweils bei etwa jedem siebten Deutschen einmal zum Einsatz. •• Foto: © xavierarnau/istock Die Entdeckung der Röntgenstrahlen wurde mit dem ersten Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Noch heute ist das Verfahren das wichtigste Werkzeug der Radiologie 6 DURCHBLICK  1/2018


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