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nur über einen kleinen Schnitt in der Leiste per Katheter vom interventionellen Radiologen durchgeführt wird. Oder, wenn die schonende Art nicht möglich ist, ein gefäßchirurgischer Eingriff wie etwa eine Bypass-OP. Beliebt: der interventionelle Eingriff Bei der unbelastenden Therapie, der sogenannten Angioplastie, werden die Engstellen per Katheter mittels eines kleinen Ballons an seiner Spitze aufgedehnt. Manchmal ist es nötig, gleichzeitig eine kleine Gefäßstütze, einen Stent, zu setzen. So bleibt das Gefäß off en. Inzwischen gibt es Stents und Ballons, die mit Medikamenten beschichtet sind. Sie verringern die Narbenbildung in den Gefäßinnenwänden – das beugt erneuten Verengungen vor. Doch an manchen Stellen ist es schwierig, alle Verbindungen mittels des minimalinvasiven Verfahrens wiederherzustellen – dann ist eine Operation nötig. Bei mehreren Verschlüssen an verschiedenen Stellen kommen mittlerweile auch häufi g Hybrideingriff e zum Einsatz – eine Kombination aus interventionellen und gefäßchirurgischen Methoden. • „In 90 % der Fälle reicht ein schonender Eingriff aus“ Professor Dr. Peter Huppert ist Direktor des Institutes für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin am Klinikum Darmstadt. Er erklärt die Vorzüge und Grenzen der interventionellen Gefäßtherapie Medizin mit Durchblick: PAVKPatienten bevorzugen oft minimalinvasive Eingriffe, warum? Professor Peter Huppert: Wir haben heute deutlich bessere Instrumente als noch vor zehn Jahren. Heutzutage kommt ein geübter Radiologe sogar mit langstreckigen, totalen Verschlüssen zurecht. Da die Intervention mit örtlicher Betäubung durchgeführt wird, wenig belastend für den Patienten ist und meist nur mit kurzen stationären Aufenthalten verbunden, ist die Akzeptanz durch die Patienten dementsprechend hoch. Wann ist ein Eingriff ratsam? Sind off ene Wunden entstanden, ist eine OP oder ein schonender Eingriff zwingend notwendig, um Infektionen und drohende Amputationen zu verhindern. In den früheren Stadien IIa bis IIb kann man minimalinvasiv behandeln. Es gibt jedoch rege Diskussionen, ob dies sinnvoll ist. Denn der Durchblutungsmangel ist dann noch sehr gut mittels gezieltem Gehtraining zu behandeln. Durch regelmäßige Bewegung bilden sich neue sogenannte Umgehungsgefäße, über die der Blutfl uss umgeleitet wird. Wann wird operiert, wann ist ein minimalinvasiver Eingriff besser? Eine OP ist ratsam, wenn die Gefäßveränderung in bewegungsreichen Körperregionen sitzt, etwa in der Leistenbeuge. Hier können nach längerer Zeit Stents durch die starke mechanische Belastung beschädigt werden und sich wieder verschließen. Ein anderer OPGrund kann sein, dass die Verengungen oder Verschlüsse sehr lang sind, über 15 Zentimeter im Beckenbereich oder über 25 Zentimeter in den Beinarterien. Das sind aber keine festen Grenzen. In 90 Prozent der Fälle gelingt es jedoch, die Durchblutung mit schonenden Methoden wiederherzustellen. Der Erfolg einer minimalinvasiven Behandlung hängt in hohem Maß von der Erfahrung des Arztes ab. Welchen Einfl uss hat der Patient auf die Therapie? Jeder Betroff ene darf die für ihn beste Behandlungsart erwarten und sollte darüber auch mitentscheiden. Dabei ist es sehr wichtig, dass alle Vor- und Nachteile der jeweiligen Therapie für den Patienten und seinen speziellen Fall herausgearbeitet werden – und nicht schematisch vorgegangen wird. Am besten ist das in interdisziplinär arbeitenden Gefäßzentren möglich, da hier Gefäßmediziner aller erforderlichen Disziplinen wie Angiologie, Gefäßchirurgie und Radiologie zusammenarbeiten. Schmerzen in den Beinen können Anzeichen einer Verengung in den Arterien sein 1/2018 DURCHBLICK 23


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