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DRG Magazin 1/18

DDas Jungfraujoch in den Berner Alpen ist beliebt: Fast eine Dreiviertelmillion Besucher kommen jährlich – denn Europas höchstgelegene Bahnstation auf etwa 3.454 Metern über dem Meeresspiegel ist bequem zu erreichen, und der Panoramablick auf die Viertausender rundherum ist fantastisch. Nur wenige wissen, dass der Bahntunnel Basis eines faszinierenden Forschungsprojekts ist. Hier ist Physikern und Geologen der Universität Bern eine Sensation gelungen: Erstmals können sie „Durchleuchtungsbilder“ eines Gletschers erzeugen, die ihnen Aufschluss über sein Fließverhalten und die Folgen aufs Gesteinsbett geben. Der Bahntunnel liegt fast genau unterhalb des Eigergletschers und bietet ideale Bedingungen für die Installation spezieller Kameras. Der Clou: Sie nehmen kein Licht auf, sondern Myonen. Das sind unsichtbare kosmische Elementarteilchen, die in der Atmosphäre entstehen, auf die Erde zurasen und dabei Fels und Gestein durchdringen. Im Bahntunnel treff en sie letztendlich auf die „Kamera-Sensoren“ – mit Silberbromidgel beschichtete Detektoren – und hinterlassen dort mikroskopisch feine Spuren. Am Computer kann daraus ein 3-D-Bild errechnet werden – quasi eine Röntgenaufnahme des Gletschers. Die Forschergruppe unter Leitung von Professor Fritz Schlunegger (Geologie) und Professor Antonio Ereditato (Teilchenphysik) konnte auf diese Weise auch sehen, dass die Stabilität des vom Gletscher gestützten Felsens, auf dem die Gebäude des Jungfraujochs stehen, noch absolut sicher ist. Doch auf lange Sicht kann die allgemeine Eisschmelze den Untergrund destabilisieren. Auf diese Herausforde rung können sich die Ingenieure nun frühzeitig vorbereiten, damit die Touristenattraktion der Berner Bergwelt noch lange erhalten bleibt. • Spezielle Kameras (Detektoren) im Jungfraubahntunnel liefern Durchleuchtungsbilder von Eigergletscher und Felsenumfeld Fotos: © Mber/fotolia, ©Bundesamt für Landestopographie, swisstopo


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